Sally Rooney schreibt über Beziehungen. Über das Menschliche. Über den Wert der Worte. „Gespräche mit Freunden“, „Normale Menschen“ und jetzt „Schöne Welt, wo bist du“. Eine Geschichte über vier Freunde, über Entwicklung und Enttäuschung, Aufeinandertreffen und Auseinandergehen und all das Dazwischen.
Rooneys neuer Roman hat mich anders berührt, als seine Vorgänger. War konkreter, meinungsstärker. Konnte mich mitziehen, weil viele Gedanken und Emotionen so schrecklich bekannt, viele Fragen so nah und unumgänglich waren.
Und dann all das „Dazwischen“, das Rooney so meisterlich zu Papier bringen kann. Das ewige hin und her zwischen Nähe und Distanz, ob zur Welt oder zum anderen. Den in jedem Wort spürbaren, mit dem Verstand jedoch niemals greifbaren Verbindungen, die geknüpft werden, sich lockern und dann, manchmal durch nur ein Wort, plötzlich enger verwoben sein können als jemals zuvor.
Die Gespräche unter Freunden, die in „Schöne Welt, wo bist du“ im E-Mail-Wechsel der beiden weiblichen Hauptfiguren wohl den größten Raum finden, sind wie immer das stärkste Element in Rooneys Werk. Ihr feines Gespür für und ihr mutiger Einsatz von Kommunikation. Ihr Sinn für Worte – geschrieben oder gesprochen – als Schlüssel zur Tiefe menschlicher Beziehungen. Als Chance, uns im anderen wiederzufinden. Uns zu verlieren. Als Anker von Beziehungen, deren reine Körperlichkeit stets der Vergänglichkeit ausgesetzt sein wird. Als Kraft, die selbst über Zeit und Raum Nähe und Verbundenheit schaffen und der Welt letztendlich ihre Schönheit (zurück)geben kann. Eine Empfehlung.
Larissa Lenze
Larissa bewegt sich zwischen Menschen, Marken und Medien. Als Kulturwissenschaftlerin und Marketingstrategin beobachtet sie Medien- und Zeitgeschehen und spricht mit Menschen, die es mit besonderen Impulsen bereichern.