Hinter der weißen Wand

Shutdown Gallery Evangelos Rodoulis
Shutdown Gallery Evangelos Rodoulis

Wachstum ist ein grundlegender Aspekt der menschlichen Natur. Wir sind es gewohnt, den Raum um uns herum zu vergrößern, Grenzen zu überschreiten und uns an unbekannte Orte zu begeben.

Mit dem Shutdown des öffentlichen Lebens geht ein neues Verständnis von Limitierung einher. Ländergrenzen sind geschlossen, Umfelder auf die nächste Umgebung zusammengeschrumpft, das kulturelle Leben hüllt sich in Schweigen und Informations- und Ereignisarmut erschweren das Entstehen neuer Ideen.

Die daraus hervorgehende Leere scheint nur schwer zu ertragen. Das weiße Blatt, der unvollendeter Satz, die kahle Wand, die freie Seite im Kalender, das halb gefüllte Glas und allem gegenüber der überaktive Geist auf der Suche nach Material. Wo der Raum an Möglichkeiten stets zu groß, die Anzahl fälliger Entscheidungen fast unmenschlich schien, bleiben Einschränkung, Reizarmut und Unsicherheit.

In Ermangelung neuer Eindrücke, bietet die kürzlich entstandene Shutdown.Gallery, Kunst- und Designinteressierten nun die Möglichkeit, jenem Empfinden der kulturellen Leere vorübergehend zu entfliehen. Indem der frei im Web zugängliche Galerieraum die begrenzenden Wände der nahen Umgebung überschreibt, erlaubt vor allem der mobile Zugriff über Smartphone oder Tablet die physischen Einschränkungen für die Dauer des Aufenthalts zu vergessen.

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Mit dem erklärten Ziel, die Grenzen zwischen analogem und digitalem Erleben zu durchbrechen, bedient sich die neuartige Galerie den Grundprinzipien des Wandels. So erklärt sie die allgegenwärtigen Veränderungen zur Quelle einer generellen Reformation, lädt ein, einst getrennte Welten gemeinsam zu denken und erweitert das Konstrukt Galerie um eine vollkommen neue Ebene.

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Im Zusammenführen weltlicher Referenzen und virtueller Möglichkeitsspielräumen eröffnet jede Ausstellung eine neue Perspektive auf die Thematik des Shutdowns und fordert den Besucher, sein persönliches Mosaik aus Erwartung, Erinnerung und Erleben neu zu formieren. Dabei scheint die digitale Galerieerfahrung nicht einfach schlichte Reflexion ihres analoges Pendants, sondern bietet vielmehr eine ergänzende Perspektive zum multisensorischen Erleben von Kunst und Design.

Entwickelt um kulturelle Erfahrungen auch in Zeiten physischer Einschränkung zu ermöglichen, ist es der Shutdown.Gallery gelungen, dem Konstrukt der weißen Wand eine neue Ebene hinzuzufügen.

Larissa Lenze

Larissa bewegt sich zwischen Menschen, Marken und Medien. Als Kulturwissenschaftlerin und Marketingstrategin beobachtet sie Medien- und Zeitgeschehen und spricht mit Menschen, die es mit besonderen Impulsen bereichern.

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