Für eine Gruppe von Freundinnen erstelle ich zum Ende des Jahres immer ein kleines Journal, mit dem wir die Rauhnächte gemeinsam begehen. In dieser Zeit geht es darum, in sich zu gehen, zurückzuschauen und Wünsche für das neue Jahr zu formulieren.
Auch für jene, die nichts mit den Rauhnächten zu tun haben, geht Neujahr häufig mit (meist guten) Vorsätzen einher. Mit Zielen, die wir (endlich) erreichen möchten oder Wünschen, die bisher nicht in Erfüllung gegangen sind. Doch was bringt Wünschen und Manifestieren im Geiste, wenn wir die konkreten Schritte nicht gehen und aus Angst vor Veränderung einfach auf der Stelle treten?
Bahar Yilmaz hat eine Gabe, mit der sie sich seit einigen Jahren in der spirituellen Szene einen Namen macht. Anders als andere sogenannte ‚Coaches‘ und ‚Trainer‘ verspricht sie keine einfachen Lösungen, sondern hinterfragt immer wieder scheinbar festgeschriebene Ideen und Praxen. Vor Kurzem ist ihr neues Buch erschienen.
In ‚Das Risiko Du selbst zu sein‘ widmet sich Bahar dem Thema Potenzial und greift zurück auf ihre ganz persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse. In meinen Augen ist das Buch ist eher nichts für Menschen, die gerade erst in Berührung kommen mit der Welt der Spiritualität und Persönlichkeitsentwicklung, denn sich auf Bahars Gedanken und Fragen einzulassen, kann konfrontierend sein. Ihre primäre These ist, dass wir Menschen zu bequem geworden sind. Wir haben uns angepasst, haben unser Leben auf kurzfristige Bedürfnisbefriedigung ausgelegt und sind nun in einer vermeidlichen Sicherheit gefangen die unseren Mut, unsere Abenteuerlust und vor allem unsere Risikobereitschaft vollkommen unterdrückt.
Statt uns also der Ergründung unseres Potenzials zu widmen, fliehen wir aus der Eigenverantwortung und lenken uns ab – häufig mit Stress. Laut Bahar wären wir besser damit beraten, Unsicherheiten in unser Leben einzuladen, denn die Herausforderungen, die mit ihnen einher gehen, stärken uns und versprechen Wachstum.
Unsere Welt befindet sich in konstanter Veränderung und es ist nur natürlich, wenn auch wir ständig (mit ihr) wachsen. Anstatt kurz- und mittelfristige Ziele zu erreichen ist es daher laut Bahar der Prozess des Lebens, dem wir uns hingeben sollten. Es geht ihr darum, dass sich jeder von uns die Frage stellen sollte, was er oder sie in dieser Welt vermisst. Denn hinter der Antwort verbergen sich unsere ganz persönliche Aufgabe und unser Potenzial. Deswegen lädt sie jeden und jede Leser*in ein, nicht im Wünschen und Hoffen zu verweilen, sondern die eigene Lust an Wachstum zu entdecken und ins Handeln zu kommen. Was ein schöner Vorsatz für das Neue Jahr!