Freitag Morgen, 7:30 Uhr.
Wach seit einer Stunde. Geduscht. Tagesmakeup. Kein Frühstück.
Auf dem Weg zum Standesamt.
Nicht um zu Heiraten. Zum „Vorzusprechen“.
Das gehört dazu, wurde mir gesagt.
Die Location ist mir zufällig ins Auge gefallen.
Ein altes Herrenhaus. Ein schöner Saal. Perfekt.
Die Hochzeit wird klein, da soll zumindest der Ort der Trauung besonders sein.
Am Standesamt angekommen warten zwei Paare vor einer tristen Bürotür. Das war zu erwarten. Auf der Webseite wurde darauf hingewiesen, frühzeitig zu erscheinen.
Wir kommen eine Stunde vor der angegebenen Öffnungszeit.
Ich bin zuversichtlich.
Noch.
An den Paaren vorbei geht es für uns in Richtung der freien Stühle.
Zwischen den Wartenden entdecke ich einen Tisch. Darauf eine Tupperdose, geschmierte Brote und eine dieser typischen Glas-Trinkflaschen, die mich früher in den Kindergarten begleitet haben und Erwachsene heute scheinbar durchs Leben.
Ich muss schmunzeln.
Wir setzen uns.
Reger Austausch zwischen den anwesenden Paaren. Das Kleid. Der Anzug. Die Fahrt zur Location. Der Verkehr.
Ich nehme mein Buch aus der Tasche und schalte ab.
Ein drittes Paar verlässt zufrieden grinsend das vor uns liegende Büro. Ihnen folgt eine betagte Beamtin, die Lesebrille tief auf der Nase, ein DIN A4 Blatt viel zu dicht davor.
Müller und Meier bitte.
Die Aufgerufenen erheben sich.
Ich verschwinde wieder hinter meinem Buch.
Nicht, dass die Tupper-Party nebenan auf falsche Ideen kommt.
Mein Zukünftiger hat andere Sorgen.
Musste man sich irgendwo vorher anmelden? fragt er mich.
Mitfühlendes Kopfnicken im Hintergrund.
Ihr wollt bestimmt für einen Termin im Herrenhaus vorsprechen. Die ersten Paare haben seit drei Uhr Nachts mit Klappstühlen vor dem Standesamt kampiert.
Vor Schreck fällt mir die Tarnung aus der Hand.
Das Tupper-Pärchen schaut mich verwirrt an.
Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
Keine Sorge! Wir warten erst um halb sechs hier und haben trotzdem einen Termin bekommen.
Ein verliebter Blickwechsel, dann ein genüsslicher Biss ins Käsebrot.
Freitag Morgen, 7:45 Uhr.
Wach seit einer Stunde und fünfzehn Minuten. Geduscht. Tagesmakeup. Ein gestohlenes Käsebrot in der Tasche.
Auf dem Weg in die Altstadt.
Nicht zum Einkaufen. Zum Trinken.
Das gehört dazu, wurde mir gesagt.