Was passiert, wenn die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwinden?
Ein ‚offenes Narrativ‘ – so wird das Ballett ‚Coppélia X Machina‘ von Hélène Blackburn vorgestellt, das gerade an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf aufgeführt wird. Es folgt keiner festgeschriebenen Handlung, ist stattdessen angelehnt an das Ballett ‚Coppélia’ von Léo Delibes und die Erzählung ‚Der Sandmann‘ von E.T.A. Hoffmann. Im Zentrum der beiden Werke aus dem 19. Jahrhundert steht die Geschichte eines jungen Mannes, der sich in eine mechanische Puppe verliebt, die er für echt hält.
Die Fragen, denen sich Coppélia X Machina widmet, könnten aktueller nicht sein: Was unterscheidet den Menschen von der denkenden Maschine? Wohin wird der immer größere Raum uns führen, den künstliche Intelligenzen in unserer Welt einnehmen?
Abstrakt und assoziativ nähert sich das Ballett diesen Fragestellungen. Die Musik kühl und irgendwie künstlich, die Bewegungen der Tänzer*innen präzise, schnell und streng. Auf der Bühne erscheinen mechanische Prothesen, rearangierte Körper, ein mal gleichförmiger, mal scheinbar unstrukturierter Bewegungsdrang und alles immer wieder unterbrochen von der Suche nach dem Wesen des Gegenübers.
‚Offenes Narrativ‘ – ein Begriff, der nicht nur die Erzählform des Abends beschreibt, sondern gleichermaßen das Geschehen, dem wir uns gerade in der Wirklichkeit gegenübersehen. Es ist spannend zu beobachten, wie die Fragen, die mit der zunehmenden Präsenz künstlicher Intelligenz in unserem Alltag auftreten, medienübergreifend exploriert werden – an diesem Abend durch Musik, Licht und Körper.
Am Ende weder Utopie noch Dystopie scheint Coppélia X Machina eine Einladung, dem Geschehen weder naiv zu verfallen, noch sich überheblich von ihm abzuwenden. Das Ballett wird noch bis zum 12.02.2023 in der Deutschen Oper am Rhein aufgeführt.
Choreographie: Hélène Blackburn
Musikalische Leitung: Patrick Francis Chestnut
Musik: Ana Sokolović
Bühne und Kostüm: Paul Zoller
Licht: Emmanuel Landry