Eine Freundin sagte vor kurzem, manche Stile im Yoga seinen so fordernd, dass sie sich nur für Menschen eignen, die bereit sind an sich zu arbeiten. Ich stimmte ihr zu und ging in Gedanken einen Schritt weiter. Auch Bücher können fordernd sein, denn nicht jedes Thema ist unterhaltsam, einfach zugänglich, frei von Widersprüchen oder Komplexität. Oft sind es gerade jene, die nicht nach der letzten Seite enden, sondern sich im Leben der Lesenden fortsetzen.
„Die Schönheit der Differenz: Miteinander anders denken.“ von Hadija Haruna-Oelker ist für mich eines dieser Bücher. Auf knapp 500 Seiten spricht Hadija Haruna-Oelker über Privilegien, Gleichberechtigung, Ignoranz, Sprache, Identität, Körper, Traumata, Machtstrukturen, Diskriminierung und so vieles mehr. Immer wieder erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Familie, verwebt persönliche Erfahrungen mit historischen Ereignissen und lässt auch jene zu Wort kommen, an deren Stelle sie nicht sprechen kann.
Haruna-Oelker konfrontiert mich mit der Angst, Fehler zu machen und spricht mir gleichzeitig den Mut zu, es trotzdem zu tun. Sie zeigt mir Wege zu Veränderung und Neuausrichtung, zelebriert alle Facetten der Unterschiedlichkeit und ermutigt mich, komplexen Themen ohne Scheu zu begegnen. Ich lerne erst mitzufühlen, dann mitzureden und spüre trotz der Schwere des Themas, die Kraft, die durch die Worten ihren Weg zu mir findet.
Was sich ebenfalls verändert, ist der Blick auf mein eigenes Lesen. Ich merke, dass in den letzten Jahren immer wieder die gleichen Stimmen zu mir durchdringen. Figuren die mir ähnlich, Leben, die mir vertraut sind, Gedanken, in denen ich mich wiederfinden und Erfahrungen in denen ich mich spiegeln kann. Dabei ist es die Unterschiedlichkeit der Perspektiven, die Welt und Denken neue Impulse gibt.
Hadija Haruna-Oelker hat mich erinnert, wie bereichernd es sein kann, fordernden Themen mutig zu begegnen. Mit ihren Worten: „Es gibt immer und überall die Möglichkeit, sich auf die Erzählung von der Schönheit unserer Differenz einzulassen, wenn wir es wirklich wollen.“