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Energierausch

The German Girl
The German Girl

New York. Für mich Inbegriff von Umbruch und Befreiung. Ein Ort wie ein Rausch an Optionen, dessen energetische Dichte, getrieben und getragen von Millionen von Menschen, einzig Stillstand unmöglich erscheinen lässt. Eine Stadt, in der jeder Tag so lange andauert, wie die Augen geöffnet bleiben. 

Diesem Ruf der „Stadt die niemals schläft“ macht New York in den sechziger- und siebziger Jahren alle Ehre. In jener Zeit spielt „The German Girl“.  Der kürzlich erschienene Roman von Ulrike Sterblich handelt von Mona, die es von Berlin nach New York getrieben hat und die sich zwischen Gelegenheitsjobs und Geldsorgen durch die Clubs und Apartments der Stadt treiben lässt.

Ihr Weg führt Mona zu einem der damals bekanntesten deutschen Ärzte der Stadt. Berüchtigt unter dem Titel „Dr. Feelgood“, verabreicht Dr. Max Jacobson seinen Patienten sogenannte „Vitaminspritzen“, die sie in einen tagelangen Energierausch versetzen. Besucht und protegiert vom Who is Who der amerikanischen Gesellschaft macht er auf diese Weise unter dem Deckmantel vermeintlicher Legalität Speed zu einem der beliebtesten Aufputschmittel der New Yorker Szene. 

Auch Mona verfällt seiner Medizin und treibt, beflügelt vom ständigen Erleben und getragen von den Vitamincocktails des deutschen Arztes, durch den Rausch der Sechziger, bis der Fluss ein jähes Ende findet und sie zwingt, Entscheidungen zu treffen, um sich tatsächlich von der Stelle zu bewegen. 

Angereichert mit vielen Details aus dem New Yorker Geschehen der Vergangenheit, war „The German Girl“ für mich ein Intermezzo, dem ich mich gerne hingegeben habe. Fest eingespannt in der Gegenwart, hat mir der Roman genau das Maß an Eskapismus und Unterhaltung geboten, das ich in den letzten Wochen brauchte.  

Larissa Lenze

Larissa bewegt sich zwischen Menschen, Marken und Medien. Als Kulturwissenschaftlerin und Marketingstrategin beobachtet sie Medien- und Zeitgeschehen und spricht mit Menschen, die es mit besonderen Impulsen bereichern.

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